Vom Raucher zum Dampfer

19.06.2016 19:04 (zuletzt bearbeitet: 20.06.2016 18:16)
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September 2014 – Seit mehr als dreißig Jahren rauche ich. Zigaretten. Davor und zwischendurch habe ich auch mal Pfeife geraucht. Und Zigarillos. Aber süchtig bin ich nach Zigaretten. Seit über dreißig Jahren denke ich: „du musst damit aufhören!“. Ich sitze an diesem Abend mal wieder auf meinem heimischen Balkon, um „eine zu rauchen“. Ich denke daran, wie schädlich das ist. Spüre, wie es in der Lunge drückt und zieht. Dass die Waden und Unterarme schmerzen, weil sie schlecht durchblutet sind. Die Teerflecken an den Fingern und der Gestank, den ich absondere. Das alles macht mir Angst. Zu recht! Ich drehe mir noch eine (und rauche sie selbstverständlich auch), um mich zu beruhigen. Das ist Sucht.

Schon unzählige Versuche habe ich gemacht, damit aufzuhören. Kalten Entzug, langsam reduzieren, Kräuterzigaretten, Nikotinpflaster und -kaugummi, Hand auflegen und Besprechen, Akupunktur. Alles mögliche. Immer wieder. An diesem Abend wurde mir bewusst: Du schaffst das nie! Du wirst eines Tages daran sterben. Wenn es doch bloß eine Möglichkeit gäbe, das Risiko zu reduzieren. Erheblich weniger zu rauchen wäre ja schon mal ein Erfolg!

Von E-Zigaretten hatte ich schon gehört. Ich hatte sogar schon mal an einer gezogen. Es war eine eGo, wie ich später lernte. Überzeugt hat sie mich nicht. Und ob die wirklich weniger schädlich sind? Ich weiß ja nicht!

Am nächsten Tag, auf der Arbeit stehe ich auf dem Raucherbalkon. Das Schicksal will es, dass ein Kollege dort etwas verschämt an einer E-Zigarette zieht. Ich denke: „Jetzt recherchiere ich mal, wie schädlich oder unschädlich das eigentlich ist, was da eigentlich drin ist und was das kostet. Vielleicht kann mir das ja helfen, weniger zu rauchen.“

Ich lese viel an diesem Tag, über E-Zigaretten und deren Inhaltsstoffe, über Zigaretten, Tabak, Rauch und Nikotin. Am Ende bin ich mir sicher: Der Dampf aus E-Zigaretten ist um ein vielfaches weniger schädlich als Tabakrauch. Die Frage ist eigentlich nicht „wie schädlich sind E-Zigaretten“ sondern „wie unschädlich sind sie“?

Kurzentschlossen kaufe ich mir noch am selben Abend im Tabakladen eine Einweg-E-Zigarette. Ich muss es unbedingt sofort ausprobieren. Und siehe da: Dieses Ding kann tatsächlich Zigaretten ersetzen. An diesem Abend rauche ich nur noch eine „echte“ Zigarette. Der nächste Morgen beginnt erstmal, wie gewohnt, mit Kaffee und Zigarette. Dann greife ich aber wieder zur E-Zigarette und es funktioniert immer noch. Das Einweg-Teil fängt im Laufe des Vormittags an zu kokeln. Ich denke mir: „Das kann jetzt nicht mehr gesund sein“. Bis ich mir was neues kaufen kann, muss ich wohl erstmal wieder rauchen. Jetzt muss aber was Nachfüllbares her, sonst wäre das sowohl vom Müllaufkommen als auch von den Kosten nicht vertretbar.

Im Verlauf der nächsten Tage rauche ich immer weniger Zigaretten pro Tag. Sechs, drei, eine. Eigentlich wollte ich ja nur reduzieren aber dann denke ich: „Auf die eine Zigarette kann ich auch noch verzichten“. Der Wunsch nach ’ner Zigarette kommt zwar immer mal wieder auf, aber es fällt nicht übermäßig schwer, stattdessen doch lieber zur E-Zigarette zu greifen. Als ich mir nach sieben Tagen Abstinenz mal wieder eine Zigarette anzünde, stelle ich fest, dass die überhaupt nicht mehr schmeckt. Sie landet nach drei Zügen im Aschenbecher.


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19.06.2016 19:07
avatar  Andi
#2
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September 2015 – Inzwischen dampfe ich seit über einem Jahr. Gesundheitlich hat sich vieles verbessert. Erheblich. Druck und Stechen in der Lunge – weg. Durchblutung der Arme und Beine – funktioniert wieder. Schon nach zwei Wochen waren die Verbesserungen zu spüren. Auch Dinge die ich gar nicht so sehr wahrgenommen hatte. So stellte ich fest, dass ich vorher chronische Halsschmerzen hatte, weil sie mit dem Dampfen verschwanden. Treppen steigen? Kein Problem. Kopfschmerzen und Migräne hatte ich nur noch selten und weniger heftig. Ich hatte in meinem Leben, solange ich zurückdenken kann, noch nie eine vollständig freie Nase. Jetzt schon. Mit Atemwegsinfektionen habe ich kaum noch zu tun. Früher ständig. Jetzt fühle ich mich sogar dann noch gesund und fit, wenn während einer „Grippewelle“ selbst die Nichtraucher in meiner Umgebung nur noch schniefen und Husten. Außerdem kann ich wieder richtig riechen und schmecken und stinke nicht mehr so. Nachteil: die Gerüche morgens in der Straßenbahn sind echt grenzwertig. 😉

In den letzten 11 Monaten – den ersten Monat betrachte ich als Übergangszeit – habe ich bei gewissen Anlässen insgesamt noch vier Zigaretten und drei Zigarillos geraucht. Macht nichts, das wirft mich nicht wieder zurück.

Durchs Dampfen habe ich die Zigarettensucht, mit all den schädlichen Nebenwirkungen, hinter mir gelassen.


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