Rückblick

26.06.2023 22:30
#1
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Ich weiss nicht inwieweit ich im Newbie-Forum überhaupt etwas zu suchen habe, aber ich denke mal dies kann als Mutmacher-Geschichte und Starthilfe für Einsteiger durchgehen.

Es ist nun über 10 Jahre her, dass ich von einem auf den anderen Tag vom Rauchen zum Dampfen gewechselt und seitdem keine einzige Pyro mehr angefasst habe und ich habe da eine (vermutlich zumindest teilweise subjektive) Theorie, warum mir das gelungen ist, während sowohl hier im Forum als auch in meinem Bekanntenkreis nur wenige Leute mit "nur" Dampfen auskommen.
Meiner Meinung nach ist es eine Frage der Grösse der Dampfe und die Theorie geht wie folgt:

Rauchen sind 4 Süchte miteinander kombiniert:
- Nikotin alleine macht nicht süchtig, aber die anderen Inhaltsstoffe vom Tabakrauch machen süchtig, wobei man aber beim Dampfen diese Sucht mit "nur" Nikotin und ohne die anderen Inhaltsstoffe befriedigen kann.
- Die Angewohnheit etwas mit den Händen zum Mund zu führen kann man auch als Sucht bezeichnen, was der Grund ist warum viele Raucher die ersatzlos aufhören zu rauchen anfangen viel mehr zu essen und entsprechend an Gewicht zunehmen.
- Mit dem Qualm spielen, also Ringe machen oder auch nur dem Rauch hinterher schauen, ist auch eine Art von Sucht.
- Zum Schluss ist da noch die Sucht bei bestimmten Gelegenheiten zu rauchen, z.B. beim Kaffee oder nach dem Essen, aber die lasse ich im Weiteren mal aussen vor, die bekommt ihre Lösung zusammen mit den ersten 3 Punkten.

Bei jedem Raucher ist die Gewichtung dieser Süchte verschieden, Mancher braucht vorwiegend das Nikotin, Mancher braucht eher die Beschäftigung für die Hände, für mich ist es vorwiegend das Spiel mit dem Qualm, bzw. Dampf, aber egal wie die Gewichtung ist, man muss immer alle Süchte befriedigen.

Wissen muss man zuerst mal, dass Pyros drastisch viel mehr Nikotin enthalten als auf den Schachteln angegeben ist, weil die angegebenen Werte in einem Versuchsaufbau gemessen werden, der der Realität einfach nicht entspricht, z.B. was früher mal sogenannte Lite-Zigaretten waren hat kleine Luftlöcher im Papier direkt oberhalb vom Filter, wo Luft angesaugt und in den Qualm gemischt wird, so dass die durchschnittliche Nikotinkonzentration pro Volumen im Laborversuch kleiner ist als bei Zigaretten ohne diese Luftlöcher.
Geübte Raucher, selbst wenn sie dies gar nicht wissen, lernen instinktiv, dass die Zigarette stärker schmeckt, wenn man sie beim Ziehen knapp oberhalb vom Filter zwischen den Fingern hat, einfach weil man dabei mit oder ohne es zu wissen die Luftlöcher zu hält.
Rechnet man dies und weitere Tricks aus den Laborversuchen raus kommt man zu dem Ergebnis, dass im Rauch so ziemlich jeder herkömmlich grossen Pyro so ca. 3mg Nikotin enthalten sind.
Für die Dampfer die vorwiegend das Nikotin brauchen ergibt sich also das Problem, wer die Angaben auf den Pyro-Schachteln glaubt und das mit dem Nikotingehalt seiner Liquids abgleicht, der kann niemals von einer Dampfe dieselbe Befriedigung bekommen wie von einer Pyro, einfach weil er viel zu wenig Nikotin im Liquid hat.
Hat man das einmal begriffen kommt man recht schnell zur einfachen Berechnung wie viel Nikotin man (am Anfang) in seinen Liquids haben sollte, nämlich
3mg multipliziert mit der Anzahl gerauchter Zigaretten pro Tag geteilt durch den Liquidverbrauch pro Tag in ml.

Wer nun meint, er könne einfach Liquids mit sehr hohem Nikotingehalt dampfen, weil er dann nicht so viel teures Liquid kaufen muss, der hat die Rechnung ohne die zweite Sucht gemacht, nämlich die Beschäftigung.
Eine Pyro rauchen dauert so ca. gute 5 Minuten, wer also z.B. 20 Pyros pro Tag geraucht hat, der ist es gewohnt über 100 Minuten pro Tag eine Beschäftigung für die Hände zu haben.
Wer dann die falsche Berechnung für den Nikotinbedarf hat und 20 Pyros mit 10-20mg Nikotinbedarf pro Tag ansetzt der hat an dieser Stelle ein doppeltes Problem, aber selbst wer den korrekten Nikotinbedarf kennt, wenn er die 60mg Nikotin die im Rauch von 20 Pyros drin sind in 3ml a 20mg/ml verdampfen will, kommt er noch nicht mal annähernd auf 100 Minuten Beschäftigung und schon wieder bleibt die Sucht unbefriedigt.

Wer dann immer noch meint er könne wenigstens mit einer kleinen Dampfe und relativ hohem Nikotingehalt mit 5-10ml Liquid pro Tag auf 100 Minuten Beschäftigung pro Tag kommen, der hat die Rechnung ohne die dritte Sucht gemacht, denn aus diesen kleinen Dampfen kommt einfach viel zu wenig Dampf pro Zug raus und schon wieder bleibt die Sucht unbefriedigt.

In kurz: Man muss alle Süchte miteinander kombinieren, für sich selber feststellen welche der Süchte wichtiger und welche nicht so wichtig ist und dann die Balance finden, welche Dampfe einem gleichzeitig den Nikotinbedarf, die Beschäftigung und die Dampfmenge bietet die man braucht.

Ab dieser Stelle kann ich nun nicht mehr für andere Leute sprechen, sondern euch nur das Beispiel aus meiner eigenen Erfahrung geben.
Ich habe wie fast alle Dampfer mit einer kleinen Dampfe (eGo-C falls noch einer weiss was das ist) angefangen, die nach kurzer Zeit für zu klein befunden und (weil ich halt vorwiegend das Spiel mit dem Dampf brauche) mich immer weiter nach oben gearbeitet, immer grössere Geräte mit immer höherem Liquid-Verbrauch und immer kleinerem Nikotingehalt pro ml (denn mehr Liquid mit weniger Nikotin pro ml ergibt dieselbe Tagesdosis an Nikotin).
Zur Kostensenkung habe ich mich gleichzeitig vom Alles-Fertig-Kaufer zum Selbstwickler und Selbstmischer entwickelt.
Es hat mich fast 5 Jahre gedauert mein ideales Setup zu finden, weil auch ich zu Anfang nicht wahr haben wollte, dass die richtig grossen Nebelwerfer für mich gerade richtig sind, aber anstatt aufzugeben und zu den Pyros zurück zu gehen bin ich halt dran geblieben und habe meine Dampfen Schritt für Schritt vergrössert.
Heute, bzw. schon seit über 5 Jahren verwende ich Akkuträger mit 4 Akkus drin und Tröpfler mit 30-40mm Durchmesser, was auf einen Tagesverbrauch > 50ml raus läuft, nur für unterwegs habe ich noch ein paar kleinere Geräte mit "nur" 2 Akkus drin und herkömmlichen Tank-Selbstwicklern.
Weil aber Nikotin alleine nicht süchtig macht, während ich in den vergangenen 10 Jahren meine Sucht nach den anderen Inhaltsstoffen vom Rauch mit "nur" Nikotin befriedigt habe ist diese Sucht für mich heute so weit zurück gegangen, dass ich nur noch 0,2mg/ml Nikotin im Liquid habe.

Das Ganze ist heutzutage nicht mehr so einfach, nicht nur weil Akkuträger mit 4 Akkus drin und solche Maxi-Tröpfler praktisch nicht mehr hergestellt werden, sondern auch weil 50ml Liquid pro Tag bei heutigen Preisen heftig ins Geld geht, aber es ist ganz schlicht (zumindest für mich) der einzige Weg wie ich aus der Dampfe mehr Befriedigung raus bekomme als aus Pyros.
Für mich mit Wohnsitz in Italien ist das Ganze auch heute noch kein Problem, denn ich kenne noch genau eine Quelle wo es noch Restposten der grossen Akkuträger und Tröpfler gibt und eine solche Quelle reicht mir halt.
Ausserdem, weil ich nur 0,2mg/ml Nikotin im Liquid habe während die Dampfshops hier in Italien praktisch alle ganz legal die nikotinfreien Bestandteile der Liquids für Selbstmischer als Küchenbedarf und damit steuerfrei verkaufen, habe ich auch mit den Kosten kein Problem.
Wer dann vielleicht meint bei 50ml Verbrauch pro Tag wird alleine der Bedarf an Aroma schon zu teuer, der muss sich nach Aromen umschauen von denen man nicht 5-10% braucht, z.B. mit den Aromen von Herrlan reichen 1-2% und mit einer richtig grossen Dampfe wie ich sie verwende reichen auch schon 0,4%.

Nu wieder in kurz: Wer glaubt Dampfen sei kein Ersatz fürs Rauchen, der verwendet meiner Meinung nach einfach eine zu kleine Dampfe.

Ich hoffe ich konnte mit diesem Rückblick auf meine eigene Dampfer-Geschichte zumindest einigen Neueinsteigern auf den Weg helfen und wünsche euch allen

Gut Dampf


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