Liebe Kinder, macht dies bitte nicht zu Hause nach.

Ghost-Chili

...da ich das letzte Mal arg zusammengeschissen wurde, da ich durch ein ekliges Foto versucht habe, meine Gedankenwelt besser zu veranschaulichen, verzichte ich heute mit Absicht auf dieses Hilfsmittel. Es sollte mit trotzdem gelingen, dass ihr eine Gänsehaut bekommt.

Es handelte sich diesmal um einen geplanten Test. Anwesend waren 4 Personen. Alle wussten, was auf sie zukommt. Der Einfachheit halber, nennen wir Sie Proband 1-4.
Zur Verfügung gestellt hatten sich zwei weibliche Suizidisten, die von mir und meinem Kumpel eingekreist, am fliehen gehindert wurden. Nein, meine Frau war nicht aktiv involviert. Sie hatte es vorgezogen, dem Treiben aus sicherer Entfernung beizuwohnen und konzentrierte sich auf die erste Hilfe und dem Freihalten des Fluchtweges. Aus hygienischen Gründen wurde von ihr verlangt, den Test auf dem Balkon durchzuführen.
Das Liquid, dass gleichmäßig in den A-Tanks der Egos bedrohlich schimmerte, hatte schon vor dem Verkosten erhebliche Probleme bereitet. Alleine das Abfüllen in die Tanks glich dem schärfen einer Bombe. Um das richtig zu verstehen, fehlt euch aber die Vorgeschichte:

Die Bhut-Jolokia ist eine Paprika-Art, die aus Nordindien kommt. Vielen ist auch der Name Ghost-Chili geläufiger. Berühmtheit erlangte diese Pflanze 1996, als sie ins Guinnes-Buch der Rekorde aufgenommen wurde. Mit ca. 1 Million Scoville Schärfegrad, galt sie lange als die übelste Pflanze der Welt. Mittlerweile ist sie durch die Trinidad Moruga Scorpion abgelöst worden, aber dieses 2 Millionen-Früchtchen war für den Test einfach nicht zu bekommen,…….glücklicherweise, wie sich aber erst viel später herausstellen sollte. Profis empfehlen bei der Arbeit mit den Ghost Chilis einen Mundschutz und Handschuhe. Es ist äußerst dumm, sich nach der Arbeit mit ungewaschenen Fingern am Auge zu reiben. Ich dachte mehrere Minuten, dass ich erblinde. Um den 11. September für Dampfer Wirklichkeit werden zu lassen, gab ich mir mit dem Liquid viel Mühe, aber verzichtete bei den weiteren Arbeiten nicht mehr auf Handschuhe und Taucherbrille.

Ich lud also meine Gäste ein, die allesamt wussten, was da auf sie zukam. Jeder hatte den passenden Link bekommen, um sich umfassend informieren zu können. Kein Einziger ist abgesprungen. Durch die Kombination von Schärfetest und Milchwetttrinken und der daraus resultierenden Vorfälle, wollte aber niemand namentlich genannt werden.
Um die Stimmung zu lockern und das Urteilsvermögen auf das gewünschte Niveau zu senken, gab es zunächst meine legendäre Caipirinha-Bowle. Die Gäste waren relativ zügig angefixt und ich erklärte noch mal kurz die einzige Regel des Tests:
„Wir haben alle eine Ego C und ziehen gleichzeitig daran! Auf 3.“

Mein Zug war lange und seicht, so wie man es als Dampfer gelernt hat. Zum Lungenzug kam es barmherzigerweise nicht mehr. Der Chili Nebel legte sich fein und pochend über die gesamte Mundhöhle. Mein Zahnfleisch zog sich zurück wie eine Riffkoralle bei Gefahr. Es bildete sich sofort ein zündfähiges Gemisch, das mir mit ungeheurer Dynamik über die Nase in die Stirnhöhle schoss. Die Schärfe war unbeschreiblich. Obwohl ich im Schwangerschaftskurs meiner Frau das gezielte Hecheln gelernt habe, verstärkte diese Atemtechnik das Ganze nur. Der mit Capsaizin angereicherte Speichel rann aus meinem Mund auf die Lippen. Diese reagierten mit augenblicklichem Taubheitsgefühl. Ich hatte den Eindruck, dass man mir die Silikonkissen von Brigitte Nielsen in meine Lippen implantiert hatte. Proband 3 wollte wissen, ob sein Gesicht schmilzt, was auf ähnliche Unpässlichkeiten hindeutete.
Mit einem gekonnten Handgelenksschwung, stach ich mit dem Mundstück der Ego in den Jogurtbecher und schaufelte mit dem A-Tank das Gegenmittel. Für einen Löffel hatte ich einfach keine Zeit mehr. Meine Mitsuizidisten folgten gierig dem Beispiel. Um genau zu erklären was jetzt passierte, ist ein Vergleich angebracht:
In einem Atomkraftwerk werden verbrauchte Brennstäbe in ein so genanntes Abklingbecken gelegt. Die Brennstäbe geben noch über Jahre Hitze ab und verbleiben solange in dem Becken, bis sie genug abgekühlt sind, um transportiert werden zu können. Sollte diese Kühlung ausfallen, kommt es zur Kernschmelze.
Ähnlich war es mit meinem Mund und dem Joghurt. Solange man aß, war die Sache auszuhalten, aber wehe man hörte auf. Ein Körper kann leider nur eine gewisse Menge an Milchprodukten zu sich nehmen, bis sich unweigerlich eine Laktoseintoleranz einstellt.
Proband 3 hatte nach dem exzessiven Genuss von Molkereiprodukten die Schwelle zuerst erreicht. Im 45 Grand Winkel abgeknickt stand er an der Balkonbrüstung und schrieb mit einem festen, harten Strahl seine Initialen in den frisch gemähten Rasen. Die weiblichen Probanden unterhielten sich gerade darüber, ob ein Mund sterben kann. Durch den Anblick von Proband 3 schockiert, rannte Proband 1 auf die Toilette und da Sie Kompressionsbrüller war, konnten wir zumindest akustisch nachvollziehen, was sich gerade abspielte. Nummer 3 war mit seiner Arbeit zufrieden und erklärte gerade, dass wenn die Milch zurückkommt, sie noch mal genauso gut kühle und dies somit aktives Recycling sei. Diese Ausführungen waren für Nummer 2 zuviel. Wenn ich eines nicht mag, ist es die Tatsache, dass sich Frauen beim Übergeben immer versuchen den Mund zuzuhalten, obwohl es doch jeder besser weiß! Nein Nummer 2, man kann den Mageninhalt nicht mit der Hand zurückhalten!
Im Gegensatz zu dem eben gesehenen harten Strahl, war das jetzige Schauspiel mit einem verkalkten Duschkopf vergleichbar. Gleichmäßig, zwischen den zusammengepressten Fingern, quoll eine zähflüssige Masse hervor, die fast schon an Hüttenkäse erinnerte. Der größte Teil wurde allerdings durch die Hand umgeleitet und verteilte sich gleichmäßig auf ihrem Schoß. Da ich schon als Kind ein Spätzünder war, erlitt ich erst gegen Abend das gleiche Schicksal, was ich aber in würdevoller, knieender Haltung in der Nasszelle erledigte.
Meine Frau kümmerte sich rührend um die Opfer, allerdings erst, als sie überzeugt war, dass die Personen völlig entleert waren. Nach einer Grundreinigung von Balkon und Kleidern,
war das Feedback relativ ernüchternd, wurde aber durch weitere Bowle schnell positiver.
Wir wurden noch kurz vom Vermieter gestört, der wissen wollte welches Schwein da in seinen Garten gereihert hatte. Mein Kumpel stand knochentrocken auf und erklärte ihm, dass das Arschl… aus dem 3 Stock, vorhin als er selbst kam, total besoffen nach Hause gebracht wurde. Diese Auskunft stellte den Kapitalisten völlig zufrieden und sein Schubladendenken verhängte sofort die Todesstrafe. Es war wunderbar mit anzusehen, wie Onkel Mietzins die Hinterlassenschaften vom Gras entfernte. Er entschuldigte sich sogar, für die Belästigung.
Der Abend endete herrlich, mit viel Alk und sogar meine Frau konnte herzlich lachen. Die Leiden waren schnell vergessen und es wurde schon wieder darüber diskutiert, was man sonst noch alles dampfen könnte.
Ich frag dem Typ aus dem 3. Stock mal, der hat sicher auch ne Idee.

Liebe Kinder, macht dies bitte nicht zu Hause nach.